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100 Jahre Pinotage – Charakterwein vom Kap

Vor 100 Jahren wurde Pinotage geschaffen – eine Rebsorte, die bis heute fasziniert und polarisiert. Ihre Geschichte ist ebenso ungewöhnlich wie ihr Charakter.

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Zugegeben, Pinotage polarisiert. Oft wild und ungestüm, kann der kraftvolle Rotwein zur Herausforderung werden. Eines kann man ihm nicht absprechen: hochwertiger Pinotage hat Charakter. Vor 100 Jahren kreuzte Abraham Isak Perold an der Universität Stellenbosch Pinot Noir mit „Hermitage“, wie Cinsault in Südafrika heute noch gelegentlich genannt wird. Das Ziel: die Feinheit der Cool-Climate-Rebe Pinot mit der Robustheit des Cinsault aus dem Languedoc zu vereinen.

Es sollte noch dauern, bis die neue Sorte auf der Bühne erschien. Unter der Marke Lanzerac brachte die Stellenbosch Farmers‘ Winery den Siegerwein des Young Wine Show 1959 in den Handel. Ich hatte im Jahr 2010 die Gelegenheit eine der letzten Flaschen zu verkosten: Ätherisch schwebend, mit feiner warmer Würze und einem Hauch seidiger Tannine. Gefühlt klar mehr Pinot denn Hermitage.

Pinotage fordert auch seinen Winzer heraus. Er ist zwar sehr hitze- und trockenresistent, aber im Keller ein Sturschädel. „Verbrannter Gummi“, „flüchtige Säure“ waren oft in Verkostungsnotizen zu lesen. In den Nullerjahren, als weltweit Kraft und Wucht das Maß der Dinge waren, ging es besonders wild zu, bis sich die Winzer am Kap auf mehr Balance und Trinkigkeit besannen. Junger, preiswerter Pinotage duftet heute nach dunklen Beeren, ältere und hochpreisigere dazu nach, Leder, Holz und Gewürzen. Zupackendes Tannin verleiht erstaunliches Reifepotenzial.

Mit gut 7000 Hektar liegt Pinotage in seiner Heimat bei den roten Sorten auf Platz drei hinter Cabernet Sauvignon (ca. 10 000 ha) und Shiraz (ca. 9000 ha) mit denen oft auch zu „Cape Blends“ vermählt wird. Renommierte Weingüter für die Sorte sind u.a. Kanonkop, Beyerskloof, Flagstone. Zunehmend wird er auch Rosé gekeltert. In der übrigen Weinwelt spielt Pinotage ein sehr sehr kleine Rolle. Mit rund 75 Hektar liegt Neuseeland vorne, in Deutschland läuft Versuchsanbau.

Eine Hommage an den ersten Pinotage ist der Pionier Pinotage Single Vineyard 2021 von Lanzerac (ein eigenes Weingut). Die Trauben stammen von 25 Jahre alten Rebstöcken aus einer Einzellage in Jonkershoek Valley bei Stellenbosch. Der tiefdunkle Wein duftet nach reifen Pflaumen und dunklen Beeren, mit Luft und am Gaumen kommen Karamell, Kakao, Holz, Eisen und Gewürznoten dazu. Geschmeidig und elegant am mit gezähmter Kraft und poliertem Tannin steht er noch am Anfang einer vielversprechenden Entwicklung. Passt vor allem zu beherzt gewürzten Gerichten mit dunklem Fleisch z. B. südafrikanisch inspiriertes Reh mit Brombeer-Schokoladensauce.

Rezept: Rehrücken mit Brombeer-Schokoladen-Zimt-Sauce

Zutaten für 4 Personen

  • 800 g Rehrücken (ohne Knochen, pariert)
  • 2 EL Öl zum Anbraten
  • 2 Zweige Thymian
  • 2 Knoblauchzehen, angedrückt
  • Salz, Pfeffer

Für die Sauce:

  • 1 Schalotte, sehr fein gewürfelt
  • 1 kleine Karotte, sehr fein gewürfelt
  • 125 ml Rotwein (z. B. Pinotage)
  • 250 ml Wild- oder Rinderfond
  • 1 kleines Stück Zimtstange
  • 2 Lorbeerblätter
  • 6 Wacholderbeeren, angedrückt
  • 125 g Brombeeren (frisch oder TK)
  • 15 g Bitterschokolade (mind. 70 %)
  • 4 EL kalte Butter zum Montieren
  • Evtl. ein Prise Zimt, ein Spritzer Balsamico

Zubereitung

1. Fleisch eine Stunde vor dem Braten aus dem Kühlschrank nehmen, trocken tupfen.  In Öl von allen Seiten kräftig anbraten, Thymian und Knoblauch dazugeben, pfeffern und salzen. Danach im vorgeheizten Ofen bei 100 Grad ca. 15 Minuten variiert (je nach Dicke des Fleischs) garen, bis eine Kerntemperatur von ca. 55 Grad (medium-rare) erreicht ist. Fleisch anschließend 5 Minuten ruhen lassen.

2. In derselben Pfanne Schalotte und Karotte anschwitzen. Mit Rotwein ablöschen und stark einkochen lassen. Fond, Lorbeer, Wacholder und Zimtstange zugeben und ca. 10 bis 12 Minuten auf die Hälfte reduzieren und abpassieren. Brombeeren bis auf zwölf Stück zugeben, erhitzen, die Beeren etwas quetschen. dann Schokolade einrühren, bis sie schmilzt. Mit Salz und Pfeffer und ggf. ein weiteren Prise Zimt und einem Spritzer Balsamico abschmecken. Zum Schluss die Sauce mit kalter Butter binden.

3. Rehrücken in Scheiben schneiden, auf vorgewärmten Tellern mit der Sauce und frischen Brombeeren servieren.

4. Dazu passt gebratener Kürbis bzw. Kürbispüree, Selleriepüree und/ oder Kartoffelgratin.

Tipp: Besonders authentisch wäre ein Rücken vom Springbok. Die Gazellen-Art ist im südlichen  Afrika heimisch, ihr Fleisch ist dem von unserem Reh sehr ähnlich.

Gutes Gelingen und guten Appetit!

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